Angsterkrankung Angst Phobie soziale Phobie general.Angststörung Panik Zwang Praxis Dr. Brey
THERAPIE DER ANGSTERKRANKUNG: Mag. Dr. Carina BREY

Angst als natürlicher Schutzmechanismus

Angst haben ist lebensnotwendig - auch heute. Jedes Lebewesen verfügt über natürliche Schutzmechanismen. Das gilt auch für den Menschen. Einer dieser Schutzmechanismen ist die Angst. Jeder Mensch lebt mit Angstgefühlen, denn sie gehören zu ihm, wie sein Fingerabdruck. Die Reaktion "Angst" geht auf die Frühzeit unserer Entwicklungsgeschichte zurück. Damals war es notwendig, auf drohende Gefahren oder Angriffe blitzschnell zu reagieren, sei es in Form von Flucht oder Angriff. Heute sind solche Reaktionen teilweise auch erforderlich, z.B. im Straßenverkehr, wenn ein Fußgänger vor einem plötzlich auftauchenden Auto zurückspringt. Dann führen die körperlichen Abläufe zu einer heftigen Reaktion. Der Anspannungszustand baut sich aber genau so schnell ab, wie er sich aufbaut.

Angst kann jedoch auch ihre normale Schutzfunktion verlieren. Der normale Schutzmechanismus Angst kann dann zu einem Krankheitsbild werden, wenn die Angst sich zu einer Bedrohung oder Belastung entwickelt, die der Mensch nicht mehr kontrollieren kann. Diese Angst kann die Lebensqualität des Betroffenen erheblich einschränken und möglicherweise ein normales Leben unmöglich machen.

Jede natürliche Form der Angst wird von Symptomen begleitet, die sowohl körperliche, als auch seelische Folgen nach sich ziehen. Diese Folgen sind natürliche Mechanismen, die zur Flucht vor einer angstbesetzten Situation herausfordern. Sie dienen als Schutz. So kann es möglich sein, dass ein Schüler aus Angst vor einer Schularbeit krank wird. Er versucht, vor der Situation zu fliehen. Die Krankheit, die er real empfindet, dient als Schutz vor Überlastung.

Ohnmacht verstärkt die Angst

Wird Angst aber zu einer krankhaften Erscheinungsform, hilft dieser Fluchtmechanismus nicht. Das liegt vor allem daran, dass diese Angst von außen häufig unreal und nicht objektiv begründbar erscheint. Häufig sieht das auch der Betroffene so, kann aber nichts dagegen tun.
Angst wird krankhaft, wenn sie ohne reale Bedrohung zu stark, zu lange und zu häufig auftritt, mit belastenden körperlichen Symptomen einhergeht, aufgrund der Vermeidung wichtiger Aktivitäten die schulische, berufliche, soziale und private Funktionsfähigkeit beeinträchtigt und die zunehmende Lebenseinschränkung ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigt werden kann.

Deshalb sollte unkontrollierbare Angst unbedingt psychotherapeutisch behandelt werden.

Angst hat viele Gesichter. Es gibt eine Vielzahl von Angsterkrankungen, die sich vor allem darin unterscheiden, wovor und in welchen Situationen Menschen Angst haben. Manche Menschen fürchten sich nur vor einzelnen Situationen oder Dingen (z.B.: Arztbesuchen, Spritzen, Seilbahnen, Menschenmengen, Insekten, ...), bei anderen treten Angstattacken in Situationen auf, in denen sie fürchten keine Fluchtmöglichkeiten zu haben oder keine Hilfe zu bekommen (Theaterbesuch, Aufenthalt in einem Einkaufszentrum, Fahrten auf der Autobahn, Benutzung eines Flugzeuges, ...). Manche Menschen fürchten sich davor im Mittelpunkt zu stehen, negativ "bewertet" zu werden oder sich vor anderen zu blamieren. Bei einigen Personen treten die Angstanfälle ganz plötzlich und unvermutet auf, andere wiederum fürchten sich schon massiv im Vorfeld, wenn sie zum Beispiel zu einem gesellschaftlichen Ereignis eingeladen werden.

Diese unterschiedlichen Erscheinungsformen der Angst werden als verschiedene Angsterkrankungen beschrieben.

Angststörungen nach dem internationalen Diagnoseschema ICD-10

Nach dem ICD-10, dem international gültigen Diagnoseschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gilt es im Wesentlichen fünf verschiedene Angststörungen:

- Panikstörung

- Generalisierte Angststörung

- Agoraphobie

- Soziale Phobie

- Spezifische Phobie


Angststörungen nach dem amerikanischen Diagnoseschema DSM-IV

1. Panikstörung ohne Agoraphobie

Plötzliches, massives, Angst machendes Auftreten körperlicher und psychischer Symptome. Eine Panikattacke besteht aus mindestens 4 von 13 körperlichen und psychischen Symptomen, eine Panikstörung aus mehreren Panikattacken innerhalb eines Monats.

2. Panikstörung mit Agoraphobie

Panikattacken mit der Folge einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch eine Agoraphobie (Platzangst).

3. Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte

Angst, in Angstsituationen keinen Fluchtweg oder Helfer zu haben. Es gibt keine Panikattacken als Auslöser, oft jedoch Schwindel, Übelkeit, Durchfall als Ursache bzw. Befürchtung.

4. Soziale Phobien

- spezifische Sozialphobie
- generalisierte Sozialphobie

Angst vor kritischer Beurteilung durch andere Menschen mit starken Vermeidungsreaktionen bzw. Unwohlsein in sozialen Situationen. Soziale Ängste bestehen hinsichtlich einiger Situationen (spezifische Sozialphobie: Hemmung bei Beobachtung) oder hinsichtlich vieler Situationen (generalisierte Sozialphobie: mangelnde Selbstsicherheit, unzureichende soziale Kompetenzen).

5. Spezifische Phobien

Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen (z.B. Flug-, Lift-, Hunde-, Spritzen-, Blut-, Zahnarztphobie).

6. Generalisierte Angststörung

Unkontrollierbare Sorgen mit vielfältigen ängstlichen Befürchtungen (oft Sorgen um die Gesundheit der eigenen Person sowie von Angehörigen), verbunden mit verschiedenen psychovegetativen Beschwerden, weniger ausgeprägt als bei einer Panikattacke, dafür aber ständig vorhanden.

7. Posttraumatische Belastungsstörung

Verzögerte massive psychische Reaktion auf ein Trauma (z.B. Vergewaltigung, Misshandlung, Unfall), angstvolle Wiedererinnerung und belastendes Wiedererleben des Traumas.

8. Zwangsstörung

Gedanken, Vorstellungen, Impulse und Handlungen drängen sich trotz Gegenwehr ständig auf. Die meist gefahrvollen Inhalte, die Angst und Unbehagen verursachen, werden durch Rituale (z.B. Wasch- oder Kontrollzwänge) zu neutralisieren versucht.

- Zwangshandlungen

Vorwiegend Verhaltensstereotypien (Verhaltensrituale wie Waschen, Kontrollieren, Ordnen, wiederholtes Zählen, Sammeln).

- Zwangsgedanken/-impulse

Reine Zwangsgedanken kommen nur bei ca. 12 Prozent der Zwangskranken vor.

9. Akute Belastungsstörung

Schockzustand nach einem Trauma bis zu drei Tagen Dauer

10. Drogeninduzierte Angststörung

Durch Substanzen ausgelöste Angststörung: Alkohol, Drogen, Medikamente, Koffein, Amphetamine

11. Angststörung mit einem medizinischen Krankheitsfaktor

Organisch bedingte Angststörung durch Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, Herzinfarkt, Lungenembolie u.a.