Angsterkrankung Angst Phobie soziale Phobie general.Angststörung Panik Zwang Praxis Dr. Brey
THERAPIE DER SOZIALEN PHOBIE: Mag. Dr. Carina BREY
SOZIALE PHOBIE, SOZIALPHOBIE, SOZIALE ÄNGSTE, SCHÜCHTERNHEIT, SOZIALE ANGST, SOZIALANGST: Die Angst vor Anderen und Krankhafte Schüchternheit
Die zentralen Merkmale der Sozialphobie sind ausgeprägte Ängste in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich ungeschickt, peinlich oder beschämend zu verhalten. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Sozialphobie ist die unangemessen starke, oft übersteigerte Angst vor negativen Bewertungen durch andere Menschen.
Unter Sozialphobie versteht man die massive Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen. Aufgrund dieser Angst kommt es sehr häufig zu einer Vermeidung sozialer Situationen. Soziale Phobien sind in der Regel mit einem niedrigen Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Menschen mit Sozialphobie sind oft selbst ihre schärfsten Kritiker und befürchten, dass alle anderen Menschen ihre vermeintlichen Schwächen erkennen könnten. Sie haben oft Schwierigkeiten sich selbst anzunehmen.

Das Erleben bestimmter sozialer Situationen löst fast unvermeidlich eine sofortige Angstreaktion aus, die mit massiven körperlichen Beschwerden verbunden ist wie zum Beispiel Erröten, Händezittern, Verkrampfung am ganzen Körper, feuchte Hände, Stottern, Sprechhemmung, Schwindel, Herzrasen, Übelkeit, Harndrang und vieles mehr.

Sozialphobiker leiden an einer dauerhaften, unangemessenen Furcht in Situationen, in denen sie mit anderen Menschen zu tun haben. Sie haben Angst davor von anderen schlecht "bewertet" zu werden. Oft bezieht sich die Angst auf fremde Menschen, Autoritätspersonen oder Menschen des anderen Geschlechts. Betroffene quält es, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer stehen. Sie befürchten zu versagen, sich lächerlich zu machen oder durch ungeschicktes Verhalten aufzufallen oder gar gedemütigt zu werden.

Gerade die Angst vor Kritik und Ablehnung hat zur Folge, dass sich Menschen mit sozialen Ängsten oft nicht ausreichend durchsetzen können und sich somit ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht wirklich ausreichend erfüllen. Sie haben Schwierigkeiten "nein" zu sagen und sich gegenüber den Forderungen anderer abzugrenzen.

Der Blickkontakt mit anderen Menschen fällt diesen Patienten extrem schwer, meistens wird er gänzlich vermieden. In öffentlichen Verkehrsmitteln, wo man einander gegenübersitzt, starren Betroffene oft in eine extra mitgebrachte Zeitung, um ja nicht sein Gegenüber anschauen zu müssen. In dieser Situation sind diese Menschen jedoch so voller Angst, dass sie keineswegs auf den Inhalt der Zeitung achten können.

Für die meisten Menschen sind Situationen, in denen man der Bewertung oder dem Urteil anderer ausgesetzt ist, mit Aufregung, Angst oder mindestens Unwohlsein verbunden, aber das wird nicht als Problem empfunden. Im Gegenteil, manche regt eine solche Situation sogar positiv an. Bei Sozialphobikern nimmt diese Angst Ausmaße an, die zu einer extremen Einschränkung der Lebensqualität führen. Um phobische Situationen zu vermeiden, wird unter anderem von einigen Betroffenen die Ausbildung oder der Job aufgegeben, es werden keine gesellschaftlichen Anlässe mehr wahrgenommen, Reisen werden vermieden, sie sind in keinem Verein, machen oft keinen Sport, ziehen sich zurück, isolieren sich.

Allein schon der Gedanke an eine Einladung, wie z.B. zu einer Hochzeit, empfinden Sozialphobiker als unerträglich. Sie befürchten, dass ihnen dort zum Beispiel vor lauter Zittern das Essen von der Gabel fällt oder das Getränk im Glas überschwappt. Sie fühlen sich von allen Gästen beobachtet und kritisch begutachtet, besonders von denen, die ihnen gegenübersitzen. Unterhaltungen sind schwer möglich, sie bringen vor lauter Angst kaum ein Wort heraus. Diese Menschen haben Angst, es könnte peinlich, banal, dumm oder falsch sein, was sie sagen. Sie glauben, dass ihnen jeder ansieht wie unsicher sie sind und, dass sie jeder dafür verurteilt. Sie schwitzen, sie zittern, ihre wackeligen Knie sehen jetzt auch die anderen, und deshalb fängt das Herz an zu rasen. Sie befinden sich in einem Teufelskreis, denn, vor lauter Angst und Zittern, geht dann wirklich etwas daneben. Sie möchten einfach nur weg aus dieser massiv angstmachenden und somit unerträglichen Situation.

Die Angst vor sozialen Situationen gilt als krankhaft, wenn das Vermeidungsverhalten die beruflichen Fähigkeiten beeinträchtigt oder das soziale Leben des Betroffenen gravierend einschränkt oder wenn die Angst Leiden verursacht - oder alles zusammen. Auch im Berufsleben stehen Sozialphobiker oft unter starkem Druck, da sie fast immer eine gedachte Rolle mit hohen Ansprüchen erfüllen wollen. Da die Störung über lange Jahre anhält, geraten viele deshalb in eine zusätzliche Depression und/oder werden abhängig von Beruhigungsmitteln oder Alkohol.

Engumschriebene Sozialphobien (z.B. nur Angst vor öffentlichem Sprechen oder Essen) sind eher selten. Häufiger ist die allgemeine Sozialphobie, bei der die Betroffenen Furcht vor den meisten zwischenmenschlichen Aktivitäten verspüren: Parties, Familienfeiern, vor anderen Personen essen oder trinken, etwas aufschreiben, wenn andere Personen dabei zuschauen, Gespräche mit Chef oder Kollegen führen, neue Kontakte knüpfen, was oft zum anderen Geschlecht besonders schwierig ist, usw.

Betroffene fürchten, dass man ihnen ihre Nervosität ansieht. Sie haben Angst vor negativen Reaktionen und Gefühlen, vor dem Alleinsein, mit anderen nicht zurechtzukommen (Konflikte, Ärger), nicht gemocht zu werden, dumm zu wirken, zurückgewiesen zu werden. In Beziehungen haben sie oft Angst, ihre Freiheit zu verlieren oder "ertappt" zu werden, d. h. abgelehnt zu werden, wenn andere entdecken, wie "sie wirklich sind" . Sie schämen sich für ihre Angst.

Lassen sich solche unangenehme Situationen durch sie nicht vermeiden, können sie sie nur durchstehen unter großen Ängsten und mit starken körperlichen Reaktionen: Herzrasen, Schwitzen, Verkrampfung, Erröten, Sprechhemmung, Kopf- oder Magenschmerzen, Atemnot und Panikgefühl und viele mehr.

Ein weiteres wesentliches Merkmal der sozialen Phobie ist das Phänomen der Angst vor der Angst (ähnlich wie bei der Agoraphobie). Sozialphobiker zeigen schon in Erwartung der Situation starke Angst, also z.B. schon dann, wenn die Einladung ins Haus flattert oder der Termin für eine Rede festgesetzt oder eine Betriebsfeier organisiert wird oder auf dem Weg in ein Restaurant. Diese sogenannte Erwartungsangst, die bereits allein durch die Vorstellung der angstauslösenden Situation entsteht, führt dann tatsächlich zu körperlichen Beschwerden und Beeinträchtigungen.

Die körperlichen Reaktionen stellen für viele sozial Gehemmte das vordergründige Problem dar, weil diese Symptome nach außen sichtbar werden und als weiterer Grund für ablehnende oder negative Bewertung der Umwelt empfunden werden. So kann ein Teufelskreis entstehen: Die irrationale Furcht löst Angst aus, dadurch wird die Leistung tatsächlich beeinträchtigt (Zittem beim Trinken), was andere eventuell bemerken und was wiederum die Vermeidungstendenz des Patienten steigert.

"Der Mensch, auf den sich Ihre Ängste beziehen, reagiert auf lhr Verhalten, und dadurch wird die Situation noch komplizierter", so beschreibt Fensterheim, Therapeut und Buchautor, diese Besonderheit der sozialen Phobie. Während Aufzug, Flugzeug oder das kleine Zimmer immer gleich bleiben und sich nicht verändern, ist es bei Sozialphobikern so, dass andere Menschen auf dessen Aktionen und körperliche Symptome reagieren. So beschwört der Sozialphobiker unnötigerweise genau das Ereignis herauf, vor dessen Eintreten er sich fürchtet.

Zur Sozialphobie können Panikattacken und Depressionen kommen

Einige Symptome der sozialen Angst sollten nicht mit Panikstörung und Agoraphobie verwechselt werden. Diese Personen vermeiden zwar auch oft Gesellschaften, Restaurants etc., aber nur aus Angst, dort eine Panikattacke zu erleiden, nicht aus Angst, sich wegen ihrer Person zu blamieren. Agoraphobiker fürchten eher, allein zu sein und keine Hilfe zu bekommen, während Sozialphobiker Angst in Anwesenheit anderer erleben. Und während bei Agoraphobikern/Panikpatienten das gefürchtete Ereignis praktisch nie eintritt (Herzinfarkt, Ohnmacht, Tod, ...), kommt es bei Sozialphobikern tatsächlich zu für sie unangenehmen Reaktionen der Umwelt. Davon abgesehen bekommen viele Sozialphobiker im Laufe ihres Leidens zusätzlich eine Agoraphobie oder leiden an Panikattacken.

Extreme Schüchternheit allein gilt nicht als Sozialphobie, weil dabei in der Regel keine Angst auftritt und auch die extreme Vermeidung sozialer Situationen nicht im Vordergrund steht. Schüchterne leiden an dem Konflikt, Ablehnung zu fürchten aber gleichzeitig Annäherung zu suchen.

Die Sozialphobie entwickelt sich oft schleichend in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter.

Im Unterschied zu den meisten anderen Phobien sind soziale Phobien bei Männern und Frauen annähernd gleich häufig.
In Österreich sind jährlich rund 200 000 Personen von einer Sozialphobie betroffen. Die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen, da viele der Betroffenen aufgrund der Angst nicht oder erst sehr spät fachkundige Betreung suchen.

Eine traurige Feststellung, denn eines ist klar: Je länger die Betroffenen warten, desto schlechter sind die Heilungschancen. Zu lange werden die Probleme so gut wie möglich versteckt und verheimlicht. Sie kommen oft erst in eine Therapie, wenn äußere Ereignisse sie zwingen (z.B. neuer Partner, Beförderung) oder wegen schwerer Depressionen.

Soziale Phobien sind sehr häufig. Studien gehen von bis zu 10% der Bevölkerung aus, die zumindest einmal im Leben von einer sozialen Phobie betroffen sind.
Ca. 50% der Menschen mit sozialer Phobie leiden zusätzlich an einer Depression.
Die Sozialphobie gilt als die zweit- oder dritthäufigste Form innerhalb der Angststörungen (auf Platz eins steht die Agoraphobie). Etwa ein Viertel aller Angstpatienten leidet an Sozialphobie.

Ohne Behandlung neigt diese Erkrankung (insbesondere auch dadurch, dass sich Betroffene immer weiter zurückziehen) zur Chronifizierung, das heißt, sie "setzt sich fest" oder verschlimmert sich sogar.

SELBSTTEST

Haben Sie Angst

1. davor im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich ungeschickt, peinlich oder erniedrigend zu verhalten?
2. mit anderen Menschen zu reden oder sie etwas zu fragen?
3. vor anderen, z.B. einer kleinen Gruppe, zu sprechen?
4. andere, Ihnen unbekannte Menschen anzusprechen?
5. an Veranstaltungen oder Treffen teilzunehmen?
6. zu essen oder zu trinken, wenn andere Ihnen dabei zuschauen?
7. zu schreiben, wenn andere Ihnen dabei zuschauen?
8. Prüfungen zu absolvieren, obwohl Sie gut vorbereitet sind?
9. in anderen sozialen Situationen?

10. Vermeiden Sie Situationen wo Sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen?
11. Vermeiden Sie Situationen, in denen sie Angst verspüren, sich ungeschickt, peinlich oder erniedrigend zu verhalten?
12. Wenn Sie in solchen Situationen waren oder daran dachten, befürchteten Sie, dass Ihnen etwas Peinliches oder Beschämendes passieren würde?
13. Wenn Sie in solchen Situationen waren oder daran dachten, befürchteten Sie, dass Sie vor Scham oder Aufregung erröten könnten?
14. Wenn Sie schon in solchen Situationen waren oder daran dachten, zitterten oder bebten Sie vor Angst?
15. Wenn Sie schon in solchen Situationen waren oder daran dachten, hatten Sie starkes Herzklopfen oder Herzrasen?
16. Wenn Sie schon in solchen Situationen waren oder daran dachten, schwitzten Sie stark?
17. Wenn Sie schon in solchen Situationen waren oder daran dachten, hatten Sie Atemnot oder waren Sie kurzatmig
18. Wenn Sie schon in solchen Situationen waren oder daran dachten, war Ihnen dabei übel oder hatten Sie Magenbeschwerden?

Auswertung: Ab zwei Ja-Antworten wird empfohlen zu einer oder einem für Angsterkrankungen spezialisierten Psychotherapeutin/Psychotherapeuten oder Psychiaterin/Psychiater zu einer diagnostischen Abklärung zu gehen.